Zugegeben: Zunächst mag einem die Hundehaltung wie ein Nischenmarkt vorkommen. Was spielt es da schon für eine Rolle, ob das Futter vegetarisch ist oder die Plastiktüten für die Hinterlassenschaften biologisch abbaubar?
Doch laut einer Studie der Universität Göttingen umfasst die Hundehaltung in Deutschland einen Umsatz von etwa fünf Milliarden Euro. Ganze 100.000 Arbeitsplätze sind laut der Studie mit der Hundehaltung verknüpft.
Natürlich ist dieser Umsatz nicht nur auf Hundefutter zurückzuführen. Für den besten Freund des Menschen gibt es auch Hundesalons, Hundehaftpflichtversicherungen und Hundeschulen, inzwischen sogar Luxushotels.
Inzwischen versuchen auch immer mehr Hersteller umweltbewusste Hundehalter mit ihren Produkten zu überzeugen. Zeit also, fünf der nachhaltigen und teilweise skurrilen Ideen und Produkte vorzustellen:
Hundehütte aus Holz
Praktisch alle Hundehütten sind aus Holz gebaut. Doch diese Hundehütte wurde von den Testern von wegreen mit der Note 2,1 als besonders nachhaltig ausgezeichnet. Der Online-Marktplatz für umweltbewusstes und faires Einkaufen hat auf die Kriterien Umwelt- und Klimaschutz, die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung und gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens geachtet. So wurde zum Beispiel die Nachhaltigkeitsberichterstattung des Herstellers Woody und die Zusammenarbeit mit den Zulieferern überprüft. Die Hundehütte ist außerdem mit einer Farbe auf Wasserbasis bestrichen.
Bio-Hundespielzeug
Der britische Hersteller von nachhaltigem Hundezubehör BecoThings setzt ausschließlich auf Naturmaterialien. Die angebotenen Bälle oder Taue bestehen aus Pflanzenfasern, kommen ohne Weichmacher aus und kosten etwa fünf bis acht Euro. Erhältlich sind sie in dem Online Shop Second Hound, der sich auf Produkte für den umweltbewussten Hund spezialisiert.
Vegetarisches Futter
Viele vegetarische Hundehalter fragen sich, was denn ihr Fleischverzicht bewirkt, wenn ihre Hunde Unmengen davon vertilgen. Bereits 2009 machten die neuseeländischen Autoren Brenda und Robert Vale mit ihrem provokativen Buch „Es ist Zeit, den Hund zu essen – der wahre Führer zu einem nachhaltigen Leben“ auf den Fleischverbrauch der Vierbeiner aufmerksam. Sie errechneten in ihrer Studie, dass ein mittelgroßer Hund pro Jahr 164 Kilogramm Fleisch und 95 Kilogramm Getreide vertilgt. Die aufsummierte Fläche um das Geflügel und Getreide zu erzeugen, beträgt immerhin 0,84 Hektar pro Jahr.
Grund genug, für alle umweltbewussten Hundehalter über die Zusammensetzung des Hundefutters nachzudenken. Green Petfood bietet ihnen vegetarisches Hundefutter an. Ob jede Hunderasse teilweise oder komplett vegetarisch ernährt werden kann, diskutieren die Hundehalter auf heftige Art und Weise in ihren Foren. Green Petfood wirkt von dieser Diskussion recht unbeeindruckt und lockt seine Kunden mit vegetarischem Futter, das nicht nur auf Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe, sondern auch auf Weizen und Soja verzichtet. Es scheint so, als wäre das Hundefutter kontrollierter und Allergiker-freundlicher als die Speisen der meisten Kantinen und Mensen. Eine 15 Kilogramm Packung kostet dementsprechend allerdings auch knapp 60 Euro.
Biologisch abbaubare Hundetüten
Pro Jahr geben Städte und Gemeinden etwa 144 Millionen Hundekotbeutel durch Beutelspender aus. Das entspricht immerhin knapp vier Prozent der in Deutschland verbrauchten Plastiktüten. Zusätzlich zur Masse ist der Einsatzort der kleinen Beutel für die Hinterlassenschaften der Hunde problematisch. Die Tüten landen nämlich nicht nur im Mülleimer, sondern oft auch in Parks, Grünanlagen oder Gewässern.
Arne Krämer störte das schon vor Jahren, als er an der Hamburger Binnenalster entlang joggte und innerhalb einer Stunde 97 Hundebeutel zählte. Kurzerhand machte er die Tüten zum Thema seiner Bachelorarbeit und konzipierte den biologisch abbaubaren Hundebeutel von Folag. Dieser ist nicht nur abbaubar, sondern mit 1,9 Cent proTüte auch günstig. Damit ist der Beutel nur unwesentlich teurer, als ein herkömmlicher Beutel, der 1,3 Cent kostet.
Der Abbauprozess des Beutels variiert durch Faktoren wie die Sonneneinstrahlung, der Temperatur, Feuchtigkeit und dem Vorhandensein von Mikroorganismen. Unter ungünstigen Bedingungen, würde die komplette Verrottung mehrere Monate dauern. Im Vergleich zu der Abbaudauer von mehreren Jahrzehnten eines herkömmlichen Beutels, fiele die Umweltbelastung dennoch sehr viel geringer aus.
Bioenergie aus Hundekot
Der Ex-Banker Gary Downie hat mit seinem Startup Streetkleen ein Konzept entwickelt, wie sich Hundekot am besten einsammeln und in einem kleinen Bioreaktor vergären lässt. Dünger, Wärme und Methangas zur Verstromung sollen die Ergebnisse sein. Zwischenprodukte und Nebenprodukte, wie das im Bioreaktor entstehende CO2, sollen zudem mittels Algen weiter zu nutzbarer Biomasse umgesetzt werden. Momentan steht das Unternehmen mit der Royal Parks Foundation in London in Verhandlungen, um ihr System im kommenden Jahr aufzubauen.
Genug Treibstoff für das Hundekot-Kraftwerk dürfte Downie zusammenbekommen. Laut Streetkleen sorgen die neun Millionen Hunde in Großbritannien pro Jahr für mehr als eine Millionen Tonnen organischen Abfall. Ob es aber wirklich wirtschaftlich ist, die Hinterlassenschaften zu sammeln und zu nutzen, muss sich erst noch zeigen.
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