Die Fahrradfahrercommunity scheint sich in zwei Lager zu teilen: Die Einen schwören auf E-Bikes und betonen, dass sie damit wesentlich mehr Fahrrad fahren. Die Anderen bauen lieber auf ihre eigene Muskelkraft, bemängeln, dass die neue Technologie teilweise anfällig und teuer ist.
Dazwischen stehen all die Fahrradfahrer, die gerne für eine längere oder anstrengende Tour motorisiert unterwegs wären, aber weder viel Geld ausgeben, noch einen großen Aufwand mit dem Fahrradmotor haben wollen.
Eine Lösung dafür präsentiert das Start-up “go-e” aus dem österreichischen Kärnten. Hinter dem Jungunternehmen stehen der Hard- und Softwareentwickler Peter Pötzi, Initiator von go-e, und der Entwickler Frank Fox. Zusammen wollen sie den elektrischen Hilfsantrieb „ONwheel“ für Fahrräder auf den Markt bringen – einen Motor zum Anklemmen.
Dieser Pedelec-Motor ist gerade mal so groß wie eine Faust und nur 850 Gramm schwer. Dennoch bringt es der Hilfsantrieb laut Hersteller auf eine Leistung von bis zu 800 Watt – 250 Watt sind voreingestellt.
Schnell installierter Motor
Zunächst müssen eine Halterung und einige Sensoren installiert werden. Das soll aber nur fünf Minuten in Anspruch nehmen – auch wenn unerfahrene Hände am Werk sind.
Die Halterung für den „ONwheel“ Motor lässt sich beispielsweise anstelle des Ständers zwischen Hinterrad und Tretlager montieren. Viele Räder besitzen an dieser Stelle eine Montageplatte für den Fahrradständer. Gibt es stattdessen dort ein Querrohr, liefert go-e dazu eine eigene Halterung mit.
Motor und Akku, die am Rahmen befestigt werden, lassen sich dann je nach Lust und Laune hinzufügen oder abnehmen. Die Antriebswalze soll etwa 5000 bis 10.000 Kilometer halten, dann wird ein Ersatzkit fällig. Die Geräuschkulisse wiederum ist vom Reifenprofil des Fahrrads abhängig: Im Gegensatz zu Stadtfahrrädern kann es bei Mountainbikes also schon einmal etwas lauter werden. Wasser und Matsch sollen hingegen kein Problem sein.
Ungewöhnlicher Antrieb
Die Besonderheit des Motors ist, dass ein Walzenantrieb benutzt wird, um das Hinterrad zu bewegen. Die Walze bewegt das Rad direkt – das mag erst einmal für viele Radfahrer kurios wirken und dementsprechend gibt es auf der Homepage des Startups auch viele Fragen bezüglich der Haltbarkeit, Geräuschkulisse und Funktionalität bei Matsch und Nässe. Der Unternehmer Peter Pötzi gibt sich Zeit um dort auf die Bedenken einzugehen und sie zu entkräften.
Der Aufsatz macht die Elektrisierung des Fahrrads vergleichsweise preiswert: 600 Euro soll er kosten. Gängige E-Bikes sind unter 1000 Euro kaum zu haben.
Natürlich kommt heutzutage keine innovative Produktidee ohne smarte Steuerung aus. Go-e bietet auch eine Smartphone App an, welche neben einer Fahrradkarte auch einen Überblick über Stromverbrauch und Geschwindigkeit anzeigt. Über die App können Radler auch die Motorleistung und Geschwindigkeit einstellen.
Das Konzept scheint zu überzeugen: Eine Crowdfundingkampagne auf Kickstarter ist für go-e ein voller Erfolg. 50.000 Euro waren als Crowdfundingziel anvisiert – nun sind bereits 260.000 Euro zusammen gekommen. Mit Kampagnenende werden nun die Produktion und ein weiterer Testlauf beginnen.
Im Oktober beginnt dann die erste Lieferung, und Anfang November die Serienproduktion, sowie die zweite Lieferung. Ab Januar 2016 sind dann eine kontinuierliche Serienproduktion, Lieferung und weitere Tests und Verbesserungen geplant.
***
Dem Autor auf Twitter folgen: Follow @MariusHasenheit
Weiterlesen im Beitrag E-Bikes für alle: Motorkit verwandelt Fahrräder in Pedelecs