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Open Island: Eine schwimmende Recyclinginsel in Berlin

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Berlin, Spreeufer, die Sonne geht bald unter. Viele freuen sich auf ihren Feierabend und ein kühles Getränk mit Blick auf den Fluss, für Joy Lohmann fängt die Arbeit allerdings erst an. Er baut eine Insel.

Joy Lohmann ist Teil einer Gruppe, die sich “Maker” nennt. Also “Macher”. Die Macher bauen aus Abfall sieben Schwimmkörper, die miteinander kombiniert eine urbane Insel entstehen lassen sollen. Deren Name ist Open Island.

Neben dem Spaß am Handwerk hat das Projekt aber auch einen ernsten Hintergrund. Durch den weltweit steigenden Meeresspiegel und versinkende Inseln wird die Forschung an künstlichen Inseln immer interessanter.

Zwar gibt es viele Entwürfe, von schwimmenden Häusern über schwimmende Städte bis hin zu schwimmenden Hochhausfarmen, doch die Open-Island-Bewegung kritisiert deren Kosten und Planung „von oben“. Es wird nur ein kleiner Teil der betroffenen Menschen sein, die sich solche Lösungen leisten können, sagt Lohmann etwa.

Keine Insel für Eliten

Die “Macher” wollen die Bedürfnisse und Wünsche aller Betroffenen einzubeziehen. Deshalb ist das Open-Island-Konzept explizit offen gestaltet: Jeder kann sich beteiligen. Aus diesem Grund sind die Baupläne auch ausnahmslos open-source verfügbar, also quelloffen und kostenfrei herunterladbar.

Um viele Menschen zu erreichen, lädt das Berliner Open-Island-Team alle Interessierten ein, die Insel mitzubauen. Oder einen der Workshops zu besuchen, die das Team (ohne finanzielle Unterstützung von außerhalb) organisiert. Auch die Schwimmkörper für die Insel werden mit sehr geringen Materialkosten hergestellt.

„Ich arbeite sehr gern ohne Geld”, sagt Lohmann dazu. “Die Zeit, die man bräuchte, um Anträge für Fördertöpfe zu schreiben, steht in keinem Verhältnis zur Unterstützung.“ Außerdem gehe es um „Inhalte, statt um Geld und Profit“, so der idealistische Bastler.

Eine Insel – viele Ideen für eine Verwendung

Dennoch haben die Open-Island-Macher viele Ideen, was Unternehmen oder andere Organisationen mit den Inseln künftig anstellen könnten. So könnten solche günstig und dezentral hergestellten Inseln bei Überschwemmungen als Rettungsinseln dienen. Auch für den Anbau von Nahrung über und unter Wasser wäre die Insel geeignet, meinen sie.

Gerade diese Verwendungsmöglichkeiten motivierten die erste Urban-Island-Gruppe, die in den letzten drei Jahren das Konzept in Indien entwickelte. Dort wurde Anfang 2015 das erste Open-Island beim indischen „Makerfest“ in Ahmedabad vorgestellt. Weitere Gruppen gibt es außerdem in Seattle und Rio de Janeiro.

Neben der praktischen Anwendung soll die Insel aber auch Platz für das Zusammenkommen von vielen Menschen sein, Platz für Kunst und Kultur bieten. Passenderweise wird das deutsche Open-Island erstmalig beim Kunstfestival 48Std. Neukölln in Berlin zusammengesetzt.

Am Ende des Jahres gehen dann die einzelnen Schwimmkörper zurück zu den jeweiligen Organisationen und Partnern, die sie gebaut haben – so zum Beispiel zu einer Schule.

Nicht mehr benötigte Schwimmkörper gehen in den – inzwischen gefluteten – Kohletagebau Ferropolis in Sachsen-Anhalt. Da die Kohleverfeuerung ihren Teil zum ansteigenden Meeresspiegel beigetragen hat kein ganz unironisches Ende für die schwimmenden Inseln.

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